David im Neuen Testament
David ist im Unterschied zu anderen Königen des Alten Testaments (Saul, Salomon) im Neuen Testament umfangreich rezipiert. Das besondere Interesse resultiert dabei aus der Vorstellung, dass der erwartete Messias aus dem Haus David stammen müsse, sodass Jesus mehrfach mit dem Titel „Sohn Davids“ angeredet wird.
In den Kindheitsgeschichten des Matthäus-Evangeliums und des Lukas-Evangeliums, die zwei unterschiedliche Stammlinien der Vorfahren Jesu angeben, wird die genealogische Verbindung zwischen Jesus und David über seinen Vater Josef hergestellt. Dazu passt auch, dass Jesus in der „Davidsstadt“ Betlehem auf die Welt kommt. Im Evangelium nach Matthäus wird Jesus besonders in den Wundererzählungen als Davidssohn angesprochen und damit als der Heil bringende Messias bezeichnet. Auch Paulus setzt die Abstammung Jesu aus dem Geschlecht Davids voraus (2 Tim 2,8 EU und Röm1,3f EU). Im Evangelium nach Johannes wird die Messianität Jesu von einem Teil seiner Zeitgenossen unter Hinweis auf Jesu Herkunft aus Galiläa bestritten (Joh 7,40–43 EU). Hier wird entweder die damals verbreitete Unkenntnis der Herkunft Jesu sichtbar,oder es kommt zum Ausdruck, dass der Verfasser dieses Evangeliums die davidische Herkunft Jesu nicht voraussetzt. Diese breite neutestamentliche Bezeugung soll darauf verweisen, dass „in der Familie Jesu die Tradition lebendig war, von David abzustammen“. Im Rückblick späterer Generationen wurde David zu einer Heilsgestalt und zum Hoffnungsbild des kommenden Messias. Dieser musste Nachkomme („Sohn“) Davids sein.
David im Christentum
Davids Bedeutung für das Christentum beruht auf der Tatsache, dass Jesusals Messias Sohn Davids genannt wird. Vorbildlich wird auch sein Beten und die Reue nach der Verführung von Bathseba gesehen sowie sein Kampfesmut (siehe Bild) bei Konflikten mit Feinden und mit Versuchungen.
Mittelalterlichen Autoren galt David als der Prototyp des Psalmisten und des Dichters; er galt zu dieser Zeit als Patron der Meistersinger. Im Hymnus Dies irae prophezeit er zusammen mit der Sibylle das Herankommen des Jüngsten Gerichts. Im Mittelalter galt David als beispielhafter Ritter und beispielhafter König; Karl der Große liebte es, von seinen Höflingen als „der neue David“ angeredet zu werden. Der frühmittelalterliche armenische Historiker Moses von Choren führte die Abstammung der Bagratiden-Dynastie auf König David zurück. Die Salbung Davids durch den Propheten Samuel war im Mittelalter Vorbild für die kirchliche Königssalbung. Auch in der Frühen Neuzeit spielt David eine bedeutende Rolle als Vorbild des Herrschers. In Malerei und Bildhauerei wird er vor allem als Triumphator über Goliat, aber auch als Musiker und Tänzer dargestellt. Indem David vor seinem Vorgänger Saul musiziert, erscheint er als Prototyp des modernen Musiktherapeuten. Als Tänzer vor der Bundeslade kann er den gottesfürchtigen Herrscher symbolisieren, aber auch den triumphierenden, der siegreich in eine Stadt einzieht. Als Verfasser und Sänger der Psalmen versinnbildlicht David die übernatürliche Inspiration der Kirchenmusik, die musische Bildung des weltlichen Herrschers, kann aber auch nach Art der Engel als Himmelsmusiker ins Bild gesetzt werden, als Musikpatron oder als biblische Identifikationsfigur des melancholisch-kontemplativen Künstlers.
David im Islam
David erscheint im Koran als Dāwūd (arabisch داود, auch داوود). In Sure 2, Verse 249 bis 251 wird zudem Davids Sieg über Goliat (arab. Ǧālūt, جالوت) erwähnt. InSure 21, Vers 78 und Sure 38, Verse 35–38 erscheint David als vorbildlicher Herrscher und Richter, in den Versen 21–25 derselben Sure als reuiger Sünder. InSure 5, Vers 82 wird die Verfluchung einer Gruppe von Juden durch David und Jesus wiedergegeben, welche die göttlichen Gebote missachteten. In Sure 34, Vers 10–12 (auch 21, 80) ist David ein Waffenschmied, für den das Eisen erweicht wird, woraus er Kettenpanzerhemden fertigt. Ferner wird seine magische Qualität als Sänger betont, die geeignet war, nicht nur Menschen, sondern auch wilde Tiere und die Natur zu beeinflussen.
David in der Geschichtswissenschaft]
Dass David die in der Bibel dargestellte Machtfülle erreicht hat, wird in der neueren Forschung stark bezweifelt. Aus ägyptischer und assyrischer Perspektive war er zweifellos nur ein Provinzfürst. Die biblische Schilderung seiner und Salomos Regierungszeit als des Höhepunkts der staatlichen Bedeutung Israels hält literaturwissenschaftlicher und vor allem archäologischer Überprüfung nicht stand. Zur Zeit Davids dürfte Jerusalem nicht mehr als 1500 Einwohner besessen haben. Von einem „Großreich Davids“ kann angesichts fehlender archäologischer Nachweise und fehlender Erwähnung in den Aufzeichnungen anderer Reiche nicht gesprochen werden.
Die biblischen Erzählungen zeichnen zwar die davidische und vor allem die salomonische Epoche als eine ideale Zeit, doch sind sie selbst deutlich später entstanden. In der Bibelwissenschaft wird heute allgemein angenommen, dass das Buch Samuel in der Zeit des Königs Josias von Juda aus verschiedenen Quellen zusammengestellt wurde. Josias regierte 640 bis 609 v. Chr. und versuchte, seine Herrschaft über das von den Assyrern geräumte Nordreich auszudehnen – die Geschichte vom vereinten Großreich unter David und Salomo wäre in dieser Interpretation interessegeleitete Mythenproduktion und als Geschichtsquelle allenfalls für die Zeit ihrer Entstehung interessant.
In letzter Zeit wird von einigen Forschern sogar in Frage gestellt, ob es David je gegeben hat. Immerhin ist durch eine erst 1993 gefundene Inschrift aus Tel Dan belegt, dass um 840 v. Chr. die Könige Judas tatsächlich als zum „Haus David“ gehörend betrachtet wurden. Demgegenüber wird aber auf Texte aus der Stadt Mari verwiesen, in denen das Wort dawidum in der Bedeutung Heerführer vorkommt. Demnach könnte David ursprünglich gar kein Personenname, sondern ein Titel gewesen sein. Auch könnte ein Vorfahre der Könige von Juda mit dem Namen David existiert haben, auf den aber später verschiedene Erzählungen bezogen wurden, vergleichbar mit Merowech im Falle der Merowinger.
Der Stein von Scone der schottischen Könige wird als der Krönungsstein Davids vorgezeigt, was historisch aber als unwahrscheinlich gilt. Auch die Königsdynastien der armenischen und georgischen Bagratiden führten ihre Abstammung auf David zurück.
Davidsgrab
Auf dem Berg Zion in Jerusalem wird als Davids Grabstätte das Davidsgrab verehrt. Es ist eine wichtige Heilige Stätte des Judentums. Die Authentizität als tatsächliche Grabstätte Davids ist zweifelhaft.
Davidstern
Der Davidstern (hebr. מגן דוד, Magen David „Schild Davids“), benannt nach KönigDavid, ist ein Hexagramm-Symbol mit religiöser Bedeutung. Der Davidstern gilt heute vor allem als Symbol des Volkes Israel und des Judentums. Die Bezeichnung stammt aus einer mittelalterlichen Legende. Davor wurde es auch als „Siegel Salomons“ bezeichnet.
Das Symbol besteht aus zwei blauen, ineinander verwobenen gleichseitigen Dreiecken, einem nach oben weisenden und einem nach unten weisenden, derenMittelpunkte identisch sind. Dadurch entsteht in der Mitte der Darstellung ein regelmäßiges Sechseck, an dessen Seiten sich sechs kleine gleichseitige Dreiecke anschließen, deren Seitenlänge (und damit auch die des Sechsecks) jeweils ein Drittel der Seitenlänge der beiden Grunddreiecke beträgt.
Davidstern - Interpretation des Symbols
Je nach Zweck und Verwendung des Hexagramms variiert auch die Deutung dieses Symbols. Zum Beispiel wird der Davidstern als symbolische Darstellung der Beziehung zwischen Menschen und Gott interpretiert. Das nach unten weisende Dreieck besagt: Der Mensch hat sein Leben von Gott erhalten. Das nach oben weisende Dreieck besagt: der Mensch wird zu Gott zurückkehren. Die zwölf Ecken des Sterns sollen die Zwölf Stämme Israels darstellen. Außerdem stehen die sechs Dreiecke für die sechs Schöpfungstage und das große Sechseck in der Mitte steht für den siebenten Tag, den Ruhetag.
Davidstern - Geschichte
Davidstern - Zunehmende jüdische Bedeutung
In der hellenistischen Welt war das Hexagramm zunächst ein allgemein von Juden und Nichtjuden verwendetes dekoratives Motiv und hatte offenkundig keinen direkten Bezug zum Judentum. Im Judentum ist das Symbol ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar.
Im Frühmittelalter erwarb das Hexagramm eine abwehrende Bedeutung und wurde gleichermaßen von Muslimen, Christen und Juden als Talisman gegen Dämonen und Feuergefahr verwendet. Man stattete Kirchengebäude, Bibelmanuskripte sowie christliche und jüdische Unterschriften auf amtlichen Dokumenten mit diesem Symbol aus. Neben dem Achtstern galt der Sechsstern im 11./12. Jahrhundert wohl auch als Mariensymbol (Morgenstern, Meerstern, Stella Maris).
Während des Hochmittelalters wurde das Symbol als „Siegel Salomons“ in den Flaggen der türkischen Beyliks Candar und Karaman verwendet.
Um das 14. Jahrhundert verbanden jüdische mystische Texte das Hexagramm als Talisman – sowie andere Symbole – mit älteren Darstellungen auf einem Schild, der mit der Macht Gottes verbunden gewesen sein und einst König David geschützt haben soll. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks im 15. Jahrhundert verwendeten einige jüdische Verleger in Europa das Hexagramm für die Gestaltung ihrerImprimatur.
Die in der Literatur kritiklos zitierte Behauptung, dass Kaiser Karl IV. 1357 den Prager Juden das Tragen einer Flagge mit dem Davidstern erlaubte, hat der tschechische Historiker Alexander Putík bereits 1993 widerlegt. Als den Urheber dieser durch keinerlei Quellen nachzuweisenden Legende führt er den ChronistenWenzel Hagek (Hajek) von Libotschan an. Dieser beschrieb in seiner gern gelesenen, allerdings in den Angaben äußerst unzuverlässigen, da literarisch reichlich ausgeschmückten Chronik der tschechischen Geschichte Kronyka Czeskáein rotes Banner mit Davidstern und Salomonssiegel.
Die weite Verbreitung und Hartnäckigkeit dieser Legende zeigt sich auch darin, dass ein rotes Banner mit goldenem Davidstern in dem großen Wappen der Stadt Prag (siehe Prager Wappen) zu finden ist, in dem es den Prager Stadtteil Josefov (Josefstadt) symbolisiert. Putík weist nach, dass die jüdische Gemeinde von Prag den Magen David (Davidstern) auf ihrem Banner zum ersten Mal 1490 bei den öffentlichen Feierlichkeiten anlässlich der Krönung von Vladislav II. zum König von Ungarn verwendete. Das Banner hatte die gleiche Form wie die Banner der Gilden und das öffentliche Tragen wurde vermutlich von Vladislav II. bewilligt.
Das Banner wurde in der Altneu-Synagoge in Prag aufbewahrt. 1598 erteilte Kaiser Rudolf II. Mordechai Meisel als Zeichen einer besonderen Gnade das Recht, für seine Privatsynagoge ein gleich gestaltetes Banner anfertigen zu lassen. Die Banner wurden nur zu besonderen Anlässen wie Krönungsfeierlichkeiten, Besuchen des Königs in Prag oder Geburt eines Thronfolgers aus der Synagoge geholt und öffentlich gezeigt. Im Laufe der Geschichte erfuhren die Banner einige Änderungen. So wurde seit der Mitte des 16. Jahrhunderts im Davidstern ein Judenhut eingebettet.
Seit 1623 durfte die Prager jüdische Gemeinde ein Siegel verwenden, dessen erhaltene Abdrücke den Davidstern und Judenhut zeigen. Die gleichen Symbole finden sich als Zierde auf öffentlichen Gebäuden wie der Altneu-Synagoge und dem Jüdischen Rathaus. Von Prag aus verbreitete sich der Gebrauch des Hexagramms seit dem 17. Jahrhundert in den jüdischen Gemeinden ganz Europas. Putík führt diesen Umstand auf die messianistische Bedeutung des Symbols zurück.
Im 17. Jahrhundert trennte in Wien ein Grenzstein das christliche Viertel (durch ein Kreuz) vom jüdischen Viertel (durch ein Hexagramm). Hier wurde erstmals das Hexagramm als ein dem Kreuz gleichwertiges Symbol der religiösen Identifikation verwendet.
Davidstern - Zunehmende politische Bedeutung
Vom 18. Jahrhundert an gilt das Hexagramm als allgemeines Glaubenssymbol. Mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert, als in Europa die Judenemanzipation Hoffnungen auf eine volle Staatsbürgerschaft in den neugebildeten europäischen Nationalstaaten weckte, trat ein wichtiger Wandel ein. Bisher war das Judentum von den übrigen Buchreligionen nie als gleichwertig anerkannt worden. Für die integrationsbewussten Juden der Aufklärung, die sich für das Judentum als Religion einsetzten, wurde ein Symbol erforderlich, das die Religion wie das Kreuz in das Christentum repräsentierte. Als solches Symbol bot sich der Davidstern (Magen David) an. Nichtjüdische Architekten verwendeten den Magen David, um beim Synagogenbau die ähnlichen Gebäudeformen von Kirchen abzugrenzen.
Die frühe Abbildung eines als „Scutum Davidicum“ (Davidschild) bezeichneten Hexagramms findet sich als Frontispiz in der von Goethe zitierten Schrift „Natvrae Naturantis & [et] Naturatae Mysterivm, in Scvto Davidico exhibitum […] D. i. [Das ist] Geheimniß Der Schaffenden und Geschaffenen Natur; im Schilde Davids enthalten […] Berlenburg [ Berleburg ] bey Johann Jacob Haug/ Im Jahr 1724.“
Als europäische Juden Ende des 19. Jahrhunderts schließlich tatsächlich zunehmend gleichberechtigt und am politischen Geschehen beteiligt wurden, wuchs allerdings der Antisemitismus in nicht-jüdischen Kreisen. Als Antwort darauf kann der Zionismus betrachtet werden: die Bewegung zur Errichtung eines selbstständigen jüdischen Nationalstaates. Die Zionisten übernahmen den Magen David, eher als säkulares, denn als religiöses Symbol.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde den nach den Rassegesetzen als Juden geltenden Personen mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 zwangsweise das Tragen einer abgewandelten Version des Magen David, des „Judensterns“ („Gelben Sterns“), zur öffentlichen Kennzeichnung ihrer Kleidung auferlegt. Dies kann als Wiederholung von Geschehnissen des mittelalterlichen Europas gesehen werden, in dem christliche Fürsten das Tragen eines Gelben Flecksanordneten, um die Juden für die Christen kenntlich zu machen.
Mit der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 wurde der Magen David zum Emblem der Nationalflagge Israels.
Salomo - der Sohn David
König Salomo bzw. Salomon (hebr. שְׁלֹמֹה Šəlomoh) war − nach der Darstellung der Bibel − im 10. Jahrhundert v. Chr. Herrscher des vereinigten Königreichs Israel. In den Erzählungen der Bibel gilt er als der Erbauer des ersten Tempels in Jerusalem und als der dritte König in Israel nach Saul und David.
Die einzigen Quellen sind das 1. Buch der Könige, Kap. 1–11, sowie das weitgehend davon abhängige 2. Buch der Chronik, Kap. 1–9. Danach war Salomo der Sohn Davids und Bathsebas, welche eine hervorgehobene Rolle unter den Frauen des alternden Königs spielte, vor allem auch hinsichtlich der Frage der Nachfolge. Salomos Regierungszeit wird traditionell mit 40 Jahren angegeben und auf die Zeit von etwa 970 v. Chr. bis ca. 931 v. Chr. berechnet. Allerdings existieren keine historischen Belege außerhalb des Alten Testaments. Bei den „40 Jahren“ handelt es sich zudem um eine zuvor schon öfter verwendete runde Zahl, die in biblischen Erzählungen zumeist für die Dauer „einer Generation“ verwendet wurde. Eine zuverlässige Datierung seiner Regentschaft ist daher nicht möglich.
Salomo soll das von seinem Vater geschaffene Großreich im Wesentlichen erhalten sowie modernisiert und eine moderne Verwaltung mit Beamtenstab geschaffen haben. Das Reich soll außerdem in zwölf Bezirke oder Gaue (1 Kön4 EU) aufgeteilt worden sein. Schließlich sei das Heer ebenfalls modernisiert und mit Kampfwagen ausgestattet worden, wodurch das stehende Heer größere Bedeutung gegenüber dem Heerbann des Volkes gewann. An den alttestamentlichen Darstellungen sind insgesamt Zweifel angebracht. So verweisen viele Erzählungen in das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., die überhöht und anachronistisch-legendenhaft in die Regentschaftzeit Salomos übertragen wurden.
Salomo, der gemäß alttestamentlicher Quellen auf eine Vergrößerung des Reiches verzichtete, soll die friedlichen Beziehungen erweitert haben. Der Handel, den er mit den Völkern des Nordens sowie des Südens im Verbund mit dem phönizischen König Hiram von Tyros betrieben haben soll, widerspricht archäologischen Befunden. Der phönizische Handel und der damit verbundene Schiffsbau in Eilat am Nordostzipfel des Roten Meeres, dem heutigen Golf von Akaba, kann ebenfalls nicht vor dem 8. Jahrhundert v. Chr. erfolgt sein. Die überlieferten dreijährigen Seefahrten in das Goldland Ophir, die „Salomo von dort 420 Zentner Gold brachten“ (1 Kön 9,26–28 GNB), datieren ebenso wie die Tarsis-Schiffe in den gleichen Zeitraum. Die an anderer Stelle erklärte Schiffsfracht aus Ophir mit „Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen“ verweisen auf altägyptische Handelslisten.
Die Forschung vermutet daher, dass die Schiffe entweder an der arabischen Küste oder an der afrikanischen Ostküste hinuntersegelten. Der Ort Ophir wird deshalb südlich des Sambesi im heutigen Simbabwe vermutet. Die damit zusammenhängende Geschichte der Königin von Saba (1 Kön 10,1–13 EU) gilt als redaktionelle Ergänzung, die wohl aus der assyrischen Epoche Sanheribs und Asarhaddons stammt. Die mit einem ägyptischen Pharao geknüpften Verbindungen sind in ägyptischen Quellen nicht belegt. Handelsbeziehungen mit dem goldreichen Tarsis (Tartessos) in Spanien können während Salomos Regentschaftsdauer noch nicht stattgefunden haben, da die Handelsaufnahme erst mehr als ein Jahrhundert später durch die Phönizier bezeugt ist und Salomo keine eigene Flotte sowie erfahrene Seeleute besaß.
Salomo – König Kulturelle Leistungen
Salomo baute nach alttestamentlichen Angaben mehrere Städte im Land aus, vor allem aber ließ er Jerusalem erweitern und erbaute den ersten Tempel für JHWH sowie seinen eigenen Palast (1 Kön 6 und 7 EU).
Er öffnete das Reich gegenüber anderen Kulturen und Religionen, was ihm bei anderen Völkern ein großes Ansehen verschaffte und zeitweise in der Forschung als „salomonische Aufklärung“ bezeichnet wurde. Sprichwörtlich wurde die Übernahme altorientalischer Weisheit unter der Regentschaft Salomos.
Traditionell gilt er als Autor der biblischen Schriften Buch der Sprichwörter, Kohelet, Hoheslied und Buch der Weisheit. In der modernen Forschung nimmt man dagegen an, dass er allenfalls der Sammler oder Auftraggeber eines Teils der „Sprüche Salomos“ war.
Salomo , Das Urteil
Diese Geschichte ist besonders bekannt und als salomonisches Urteil auch im allgemeinen Sprachgebrauch verankert. Das Urteil wird hier zitiert nach der Einheitsübersetzung der Bibel (1 Kön 3,16–28 EU); zur Verbesserung der Lesbarkeit sind Anführungszeichen und Absätze hinzugefügt.
Damals kamen zwei Dirnen und traten vor den König.
Die eine sagte: „Bitte, Herr, ich und diese Frau wohnen im gleichen Haus, und ich habe dort in ihrem Beisein geboren. Am dritten Tag nach meiner Niederkunft gebar auch diese Frau. Wir waren beisammen; kein Fremder war bei uns im Haus, nur wir beide waren dort. Nun starb der Sohn dieser Frau während der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. Sie stand mitten in der Nacht auf, nahm mir mein Kind weg, während deine Magd schlief, und legte es an ihre Seite. Ihr totes Kind aber legte sie an meine Seite. Als ich am Morgen aufstand, um mein Kind zu stillen, war es tot. Als ich es aber am Morgen genau ansah, war es nicht mein Kind, das ich geboren hatte.“
Da rief die andere Frau: „Nein, mein Kind lebt, und dein Kind ist tot.“
Doch die erste entgegnete: „Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.“
Man brachte es vor den König. So stritten sie vor dem König.
Da begann der König: „Diese sagt: ‚Mein Kind lebt, und dein Kind ist tot!‘' und jene sagt: ‚Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.‘“ Und der König fuhr fort: „Holt mir ein Schwert!“ Nun entschied er: „Schneidet das lebende Kind entzwei, und gebt eine Hälfte der einen und eine Hälfte der anderen!“
Doch nun bat die Mutter des lebenden Kindes den König – es regte sich nämlich in ihr die mütterliche Liebe zu ihrem Kind: „Bitte, Herr, gebt ihr das lebende Kind, und tötet es nicht!“
Doch die andere rief: „Es soll weder mir noch dir gehören. Zerteilt es!“
Da befahl der König: „Gebt jener das lebende Kind, und tötet es nicht; denn sie ist seine Mutter.“
Ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie schauten mit Ehrfurcht zu ihm auf; denn sie erkannten, dass die Weisheit Gottes in ihm war, wenn er Recht sprach.
Nach Hugo Greßmann handelt es sich bei dem biblischen Stoff vom salomonischen Urteil um eine Wanderlegende, die erstmals in Indien in den Jātakas auftauchte, sich nach Tibet und China ausbreitete, vielfach abgewandelt wurde und auf noch wenig erforschtem Weg auch in den vorderen Orient gelangte.
Im westlichen Kulturkreis beschäftigte der Stoff vor allem bildende Künstler, aber auch Dichter und Komponisten (Oratorienbeispielsweise von Giacomo Carissimi, Marc-Antoine Charpentier und Georg Friedrich Händel, das Melodram von Louis-Charles Caigniez und die Oper von Alexander Zemlinsky). Im deutschen Sprachbereich stammen die beiden bekanntesten Bearbeitungen der Fabel von der Ermittlung der rechten Mutter von Bertolt Brecht. In der Erzählung Der Augsburger Kreidekreis und im Theaterstück Der kaukasische Kreidekreis griff Brecht allerdings auf nicht-biblische Überlieferung zurück.
Salomo , Mythos und Kritik
Die Zeit von Salomos Herrschaft gilt in der Bibel als eine Zeit des Friedens und Wohlstandes, charakterisiert durch die Wiedergabe eines Traumgesichts aus dem Anfang seiner Herrschaft: Als Gott ihm die Gewährung eines Wunsches zusagte, da wünschte er sich Weisheit, um sein Volk gerecht regieren zu können, da er sich dieser Aufgabe noch nicht gewachsen fühlte. Gott gefiel, dass er sich nicht langes Leben, Reichtum oder Siege über seine Gegner gewünscht hatte, und so gewährte er ihm all dieses zur Weisheit noch dazu (1 Kön 3,5–15 EU). Charakteristisch für diese Geisteshaltung ist die Geschichte des salomonischen Urteils. Noch im Neuen Testament gilt seine Herrschaft als das Exemplum für prachtvolles Leben (Mt 6,28–29 EU), (Lk 12,27 EU).
Freilich wird die Regierungszeit Salomos nicht uneingeschränkt positiv gesehen. Einerseits klingt Stolz auf gesicherten Frieden, den Tempel, auf Wohlstand und weltweites Ansehen an. Andererseits wird Salomo offen und implizit kritisiert. Getadelt werden die extreme Vielweiberei – Salomo hielt sich einen Harem von 700 Frauen und 300 Nebenfrauen – und seine Maßlosigkeit, vor allem freilich als Verstoß gegen Gottes Gebot (1 Kön 11 EU).
Salomo im Islam
Auch im Koran, der Heiligen Schrift des Islam als einer weiteren abrahamitischen Religion, wird Salomo – unter der arabischen Namensform Suleiman – als Prophet und ebenfalls als Sohn Davids – unter der arabischen Namensform Dāwūd – bezeichnet. Ihm werden übernatürliche Fähigkeiten zugeschrieben, wie etwa mit Tieren und Dschinn zu sprechen. So zum Beispiel bat er einen Dschinn, den Thron der Königin von Sheba zu sich zu holen, als er sie in sein Königreich eingeladen hatte, und ließ schwere Arbeit, wie den Bau eines Tempels, niedere Dämonen verrichten, die er mit Hilfe eines Ringes, den ihm ein Engel gab, beherrschen konnte. Einer Erzählung nach verlor er diesen Ring, als er den Götzendienst in seinem Königreich duldete, konnte ihn aber später wieder erlangen. Zudem gilt er als besonders weiser König. Nach einer Überlieferung von Buchari fällte er auch das berühmte salomonische Urteil.
Salomo , Die historische Person
Ob Salomo als historische Person gelten kann, ist wie bei seinem Vater Davidumstritten. Wäre ihr Reich wirklich so groß gewesen, sollten sich im Kulturraum von Ägypten bis Mesopotamien deutlich mehr Spuren finden lassen als die 1993 entdeckte Tel-Dan-Inschrift, die ein „Haus Davids“ erwähnt. Auf der anderen Seite lässt bereits der Text der Bibel erkennen, dass der Staat Salomos auf die Hilfe des Königs Hiram von Tyros angewiesen war, ohne den weder der Tempel noch die Seefahrt möglich gewesen wären.
Es gibt Indizien sowohl für die historische Existenz von Salomo selbst als auch von Hiram und der Königin von Saba. So lebte um 740 v. Chr. ein König Sa-la-ma/-nu in Moab, ein König Ahiram in Tyrus und eine arabische Königin mit Silbenschreibung Za-bi-be (als Buchstabenschreibung ZBB = Zabba/Sabba). Auch soll diese arabische Königin „Geschenke“ in Form von Tributzahlungen an einen assyrischen König überbracht haben. Inschriften des assyrischen Königs Tiglat-Pilnessar beschreiben dies ausführlich.
In der kritischen Bibelwissenschaft besteht kein Zweifel daran, dass die Bücher Samuel und der Könige in der Form, wie sie heute vorliegen, spät sind, möglicherweise sogar nach exilisch, unbeschadet der Einsicht, dass der heutigen Textfassung Vorstufen zu Grunde liegen, die vor allem unter theologischen Gesichtspunkten immer wieder überarbeitet worden sind. Das wird ganz deutlich in der Beurteilung Salomos, die in dem Augenblick negativ wird, als er den Weg Gottes verlässt, das typische Urteil der deuteronomistischen Schule.
Salomo , Apokryphe Schriften
Neben den genannten biblischen Schriften werden Salomo auch eine Reihe weiterer, apokrypher Werke zugeschrieben: Die griechische und die syrische Überlieferung kennen die Psalmen Salomos, eine Sammlung apokrypher Psalmen jüdischer Herkunft aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., und die Oden Salomos, eine um 200 n. Chr. verfasste christliche Lieder- und Gebetssammlung.
Die gnostische Apokalypse des Adam, vermutlich in das 1. oder 2. Jahrhundert zu datieren, erwähnt eine Legende, der zufolge Salomo eine Armee von Dämonen aussendet auf der Suche nach einer Jungfrau, die vor ihm geflohen war. Die Traditionen über Salomo als Beherrscher von Dämonen sind ausgebaut im Testament Salomos, ebenfalls einer gnostischen Schrift, und finden sich zahlreich in der weiteren Volksüberlieferung in Judentum und Islam.
Salomo , Nachwirken
Im Talmud, im Koran und anderen späteren Überlieferungen finden sich viele Berichte über Salomo. Im Koran heißt es, dass der König Salomo die Herrschaft über die Dschinn hatte, die für ihn Schätze aus dem Meer beschafften und sogar den Tempel von Quds (d. h. Jerusalem) bauten. Er hatte einen Talisman, auf dem der wahre Name Gottes stand und mit dem er alles beherrschen konnte. Auch soll ihm von Allah die Macht über die Tiere übertragen worden sein, und er soll die Sprache der Vögel gesprochen haben.
Im orientalischen Volksglauben, namentlich in Tausendundeine Nacht, wird Salomo (Sulaiman, Soliman, Süleyman) dargestellt als erster namhafter König, der Allah dient, als Inbegriff der Weisheit, der Menschen, Tieren und Geistern befiehlt und der die Dschinn in Flaschen einsperrt und kurzfristig sogar Iblis, den Teufel selbst, als Aufseher über die Dschinn einsetzt. Er wird dort auch als „Herr der Ifrit“ (Totengeister) bezeichnet. Süleyman war daher ein sehr beliebter Vorname, den auch mehrere Kalifen und Sultane trugen.
Für die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche – und dadurch auch für die Rastafari-Religion Jamaikas – spielt Salomo eine besondere Rolle, da ihnen die alten äthiopischen Kaiser als Nachfahren von Salomo und der Königin von Saba gelten.
Durch den Tempelbau hat Salomo auch für die Freimaurerei eine besondere symbolische Bedeutung.
Babylon
Babylon (lateinisch Babylon, Babylona, Babel; griechisch Βαβυλών Babylṓn;sumerisch KĀ-DINGIR-RAKI; akkadisch Bab-illa/ilani; babylonisch Bāb-ili(m);hebräisch Babel בבל; arabisch بابل) war als Hauptstadt Babyloniens eine der wichtigsten Städte des Altertums. Sie lag am Euphrat, etwa 90 km südlich Bagdadsim heutigen Irak (Provinz Babil). Die Ruinen der Stadt sind unter anderem vonRobert Koldewey Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise freigelegt worden. Babylon war die Hauptstadt des gleichnamigen Stadtstaates, der zeitweise über weite Teile des südlichen Zweistromlandes herrschte. Ihre Blütezeit lag zwischen 1800 vor und 100 nach Christus.
In der jüdischen Tora und dem christlichen Alten Testament wird für das antike Babylon der hebräische Name Babel verwendet, gedeutet als angelehnt von bâlal' „überfließen, vermischen, verwirren“. Es wird ein gewaltiger Turmbau zu Babel erwähnt (11,1 EU-9). Um die Macht der Menschen zu beschränken, habe Gott die Menschen verwirrt und ihnen verschiedene Sprachen gegeben (11,9 EU). Aufgrund dieser Kommunikationsstörung mussten sie dann den Bau beenden. Diese Geschichte ist der Ursprung der Redensart „babylonisches Sprachgewirr“ oder „babylonische Verwirrung“.
Um 600 v. Chr. eroberte Nebukadnezar II. Jerusalem und veranlasste die Umsiedelung von Teilen der Bevölkerung, vor allem der Oberschicht, nach Babylon. Dieses babylonische Exil war ausschlaggebend für die Entwicklung eines Identitätsgefühls als jüdisches Volk und wird in der Bibel ausführlich beschrieben: Babylon wird als Ort des Unglaubens, der Unzucht und der Unterdrückung dargestellt, eine Sichtweise, die sich später im Neuen Testament wiederfindet. Dabei ist zu bedenken, dass die Bibelautoren das Exil als große Gefahr für den jüdischen Glauben ansahen, dementsprechend negativ gefärbt ist ihre Beschreibung des Aufenthalts, der als Sklaverei wahrgenommen wurde. Die meisten Hebräer führten jedoch ein angenehmes Leben in der Metropole; babylonische Keilschrifttafeln zeigen, dass viele von ihnen hohe Positionen in Militär und Wirtschaft einnahmen.
Babylonische Zeitalter - Beginn des Exils
Ab 597 v. Chr. wurde ein wesentlicher Teil der Bevölkerung Judäas, vor allem Angehörige der Oberschicht, – wie es babylonischer Praxis nach Eroberungen entsprach – nach Babylon exiliert und dort angesiedelt. Laut dem Buch Jeremia mussten bis 582 bei drei Ausweisungsaktionen insgesamt 4600 Menschen ihre Heimat verlassen (Jer 52, 28–30). Weitere historische Quellen zur Anzahl der Exilierten liegen nicht vor. Sicher belegt ist nur, dass nach 597 v. Chr. Namen von Hebräern aus der privilegierten Oberschicht in babylonischen Urkunden auftauchen.
Zweifel über die genauen Jahreszahlen treten hierbei fast nur in Chronologien von Religionsgemeinschaften auf, insbesondere bei den Zeugen Jehovas. Anstatt den wissenschaftlich anerkannten Zeitraum des 5.-10. Ab 587 v. Chr. der zweiten und größten Exilierungswelle zu akzeptieren, bestehen sie auf 607 v. Chr. Dies entspricht der biblischen Chronologie, nach der das Exil siebzig Jahre dauern sollte (Jer 25,11 EU) und die Rückkehr einige Zeit nach der Eroberung Babylons durch Kyros II. 539 v. Chr. erfolgte.
Babylonische Zeitalter - Leben im Exil
Aufgrund von Fehlinterpretationen des Tanach und religiösen Interessen wird bis heute ein falsches Bild vom Exil gezeichnet. So sieht man beispielsweise im Psalm 137 die „Bevölkerung als Gefangene zur Sklavenarbeit gezwungen, am Ende des Tages an den Flüssen Babylons und weinend an Zion denkend“. Es ist wohl davon auszugehen, dass das Exil als religiöse Strafe empfunden wurde, doch äußerlich bestanden für die Juden in Babylon komfortable Lebensumstände. Genauso wie andere, in verschiedenen Kolonien angesiedelte Juden konnten sie ohne Zwang Handel, Landwirtschaft und Häuserbau betreiben. Selbst Sklavenhaltung war erlaubt.
Die Verwaltung oblag den Exilanten selbst. Belege über speziell den Juden auferlegte Fronarbeit gibt es nicht. Bekannt ist nur, dass die babylonische Bevölkerung generell in bestimmten Fällen zur kurzfristigen Fronarbeit gezwungen wurde, etwa um königliche Bauvorhaben durchzuführen. Im babylonischen Exil konnten die Juden ihre Traditionen und ihre religiöse Identität bewahren. Die in und um Babylon angesiedelten Juden assimilierten sich recht schnell.
So fand man in Schriftzeugnissen jüdische Namen, die belegen, dass Juden im Hofstaat und im Militär von Nebukadnezar II. Karriere machen konnten. Auch gibt es Berichte über jüdische Bankiersdynastien. Nach der biblischen Erzählung im Buch Daniel des Tanach gehörten unter anderen Daniel, Schadrach, Meschach und Abed-Nego zu den auserwählten Exilanten, die eine Ausbildung für den babylonischen Staatsdienst erhielten. Diese schnelle Assimilation und die damit verbundene Versuchung zur Annahme einer fremden Religion trugen wohl auch dazu bei, dass im Tanach ein recht düsteres Bild vom babylonischen Exil gezeichnet wird.
Um zu verhindern, dass die Eigenart der Juden vollkommen im Vielvölkergemisch Babylons unterginge, betonten die jüdischen Theologen und Gelehrten die Besonderheit des Judentums, insbesondere des jüdischen Glaubens. Mittelpunkt des Lebens wurden die Tora und die religiöse Gelehrsamkeit. So gilt das babylonische Exil als eine der fruchtbarsten Zeiten der jüdischen Theologie. Vor dem Hintergrund, dass der heimatliche Tempel für das gemeinsame Gebet fehlte, entstanden wahrscheinlich die ersten Synagogen.
Nach Auffassung der historisch-kritischen Bibelwissenschaft entstand in dieser Zeit auch mit der Priesterschrift die letzte Fassung des Pentateuch, in der unter anderem die Vorschriften zur Beschneidung (Gen 17,10–14 EU) hinzugefügt wurden.
Babylonische Zeitalter - Ende des Exils - der Perserkönig Kyros II.
Nachdem der Perserkönig Kyros II. im Jahr 539 v. Chr. das babylonische Reich erobert hatte, erlaubte er die Rückkehr einzelner Personengruppen in ihre Heimat jenseits des Tigris. Namen nennt das Kyros-Edikt, mit dem dies verkündet wurde, nicht, und es enthält auch keine Anordnung zum Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels, mit dessen Errichtung 517 v. Chr. begonnen wurde und der im März des Jahres 515 v. Chr. so weit fertiggestellt war, dass die Juden ihrem Gottesdienst dort wieder nachgehen konnten. (Flavius Josephus berichtet dagegen in seinem Werk Über die Ursprünglichkeit des Judentums, dass im zweiten Jahr des Kyros das Fundament des Tempels gelegt und er im zweiten Jahr des Dareios I.fertiggestellt wurde. Danach währte der Bau von 538 bis 521 v. Chr.)
Nach Darstellung der Bibel ist das Kyros-Edikt von den Heimkehrern als Aufruf zum Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels verstanden worden. Und dieser sollte auch nur für sie bestimmt sein. So verwehrte man unter Berufung auf Kyros' Befehl – bis in die Zeiten Esras galten nur die „Erben“ des Kyros-Edikts als Juden – der im Lande gebliebenen Bevölkerung, sich an dem Bau zu beteiligen (Esr 4,3 EU). Daraufhin soll sich diese vehement gegen die Wiedererrichtung des Tempels gewandt haben (Esr 4,4–16 EU).
Ein Teil der Juden blieb in Babylon zurück und bildete dort eine jüdische Gemeinde. Die in ihr unter den Schriftgelehrten geführten Diskussionen lieferten die Grundlage für den im 6. Jahrhundert n. Chr. verfassten babylonischen Talmud.
Die Dauer des babylonischen Exils kann nicht eindeutig bestimmt werden, da sowohl für den Beginn als auch das Ende unterschiedliche Jahreszahlen angegeben werden. In einem Brief an die nach Babel Weggeführten prophezeit Jeremia, Gott werde sie nach 70 Jahren zurückbringen (Jer 29,10 EU), was der korrekten Größenordnung entspricht.
Babylonische Zeitalter - Die Rückkehr
Nach den biblischen Büchern Nehemia und Esra (siehe Esr 2,1–70 EU und Neh 7,6–72 EU) sind 49.897 bzw. 49.942 Menschen in die Region Judäa zurückgekehrt, darunter 7337 wirtschaftlich Hörige (Sklaven) sowie 200 bzw. 245 Sänger und Sängerinnen. Was sonst den sozialen Stand der Rückkehrer angeht, werden neben Angehörigen von Großfamilien mit Grundbesitz und Verbänden von Bergbewohnern ohne Grundbesitz hauptsächlich Priester, Leviten, Tempelsänger, Torhüter und Tempelangehörige aufgeführt. In Esr 8,1–36 EU ist von weiteren 1.600 Rückkehrern die Rede. Die Heimkehr dieser großen Zahl von Menschen führte in Jerusalem zu Problemen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und der Wohnraumzuteilung, weshalb sie bei den Ansässigen auf Ablehnung stießen. (Esr 3,1–13 EU, Esr 4,1–24 EU, Esr5,1–17 EU und Esr 6,1–22 EU).
Die Richtigkeit dieser detaillierten, in sich schlüssigen Berichte wird in Zweifel gezogen. Vier Generationen zuvor gelangten nur höchstens 10.000 Judäer in das babylonische Exil, von denen aber eine große Anzahl nicht zurückkehrte. Die Zahlen scheinen insgesamt zu hoch zu sein.
Antonius Hermann Josef Gunneweg, Thomas Wagner und Werner H. Schmidt[ vermuten, dass in den ersten Jahren nach dem Sieg der Perser Heimkehrer nur sporadisch in Judäa ankamen. Erst unter Darius I. habe wohl eine größere, planvolle Rückkehrbewegung eingesetzt. Auch die hergestellten historisch-politischen Bezüge sind fragwürdig. So sollen nach Esra 6, 1–22 die Tempelgegner im Lande den persischen König Artaxerxes um Unterstützung angerufen haben, dieser hat sein Amt allerdings erst 465 v. Chr. angetreten. Dementsprechend müsste es sich bei dem genannten Nachfolger Dareios, unter dem angeblich der Tempelbau fortgeführt wurde, um Dareios II. handeln, der erst 423 v. Chr König wurde. König Artaxerxes gehört laut Esra auch zu denen, die den Tempelbau befahlen.
Nach dem Ende der babylonischen Gefangenschaft zog eine Gruppe freigelassener Juden über die Seidenstraße Richtung Osten und ließ sich in den damaligen Wirtschaftszentren Buchara und Samarkand nieder. Hier begründeten sie eine blühende jüdische Kultur. Heute gibt es in diesem Gebiet Usbekistans nur noch eine kleine jüdische Gemeinschaft.