Rudaki*
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Rudaki, auch Rodaki (wörtlich „aus Rudak“), mit vollständigem Namen arabisch-persisch ابو عبد الله جعفر رودكى, DMG Abū ‘Abdillāh Ǧa‘far-i Rūdakī, (* 858 oder 859 in Rudak, Chorasan, heute Pandschrud bei Pandschakent, Tadschikistan; † 940/41 wahrscheinlich ebenda, möglicherweise Buchara) gilt als Vater der neu persischen Poesie.
Der Dichter und Musiker Rudaki wirkte eine Zeit lang am Hofe des Samaniden fürsten Amir Nasr Ben Ahmad II. (914-942/3). Er fiel zwar in der Gunst des Emirs, doch war er bei den Dichtern in verschiedenen Epochen als „Meister“ bzw. als „König der Dichter“ bekannt und berühmt.
Rudaki starb 941 in bescheidenen Verhältnissen. Von ihm sind etwa 1000 Verse der Gattungen Qasīda, Ghazal, Masnawī(„Doppelverse“) und Rubāī („Vierzeiler“) erhalten geblieben.
Das Meisterwerk von Rudaki ist Kalīla wa Dimna (Burzoes Panchatantra), das er in Vers form ins Neupersische übertrug. Es handelt sich um Fabeln, die sowohl lehrreich und unterhaltend als auch humorvoll und kritisch sind. Ferdousī widmete ein Kapitel seines Schāhnāme dieser Fabelsammlung von Rudaki.
Die Urschrift des Kalīla wa Dimna stammt ursprünglich aus dem Sanskrit und hieß in Indien Panchatantra, d.h. „Fünf Stränge (von Erzählungen)“. (Der heutige im Deutschen geläufige Begriff „Tantra“ geht auf eine andere Bedeutung des Sanskrit wortes Tantra „Kettfaden, Reihenfolge, Ritual, systematische Lehre“ zurück.)
Kalīla wa Dimna gehört zu den Pandsch Ketāb („fünf Büchern“), durch die z. B. die Kinder auf dem heutigen Boden Afghanistans in den Dorfschulen und „Koranschulen“, in der Madchal („Vorschule“) und in Familien mit besonderem Spaß lesen und schreiben lernten. Die Sprache von Rudaki ist einfach, seine Dichtung ist melodisch und vielschichtig.
Von Rudaki stammen weitere Gedichte, welche sich mit den Themen „Wissen“, „Bildung“, „Kunst“, „Tod“, „Leben“, „Liebe“, „Nouruz“ und „Welt“ beschäftigen. Bekannt ist vor allem seine Qasīda Der Duft des Amu Darja kommt heran (persisch بوى جوى موليان آيد همى, DMG bū-ye ǧū-ye mūlīyān āyad hamī), mit der er den Sultan zur sofortigen Rückkehr aus der Steppe nach Buchara bewegt haben soll und das heute noch oft vertont wird.
Aphorismen (Auswahl)
Ин ҷаҳонро нигар ба чашми хирад,
Не бад-он чашм, к-андар ӯ нигарӣ.
Ҳамчу дарёст в-аз накӯкорӣ
Киштие соз, то бад-он гузарӣ!
این جهان را نگر به چشم خرد
نی بدان چشم کاندر او نگری
همچو دریاســـت وز نکوکاری
کشتى اى ساز تا بدان گذری
īn ǧahān-rā nigar ba čašm-i ḫirad
nē badān čašm k'andar ō nigarī
hamču daryā-st w'az nekūkārī
kištī’ī sāz tā badān guẕarī
Diese Welt schau dir an mit dem Auge der Weisheit,
Nicht mit dem Auge, mit dem du sonst schaust.
Sie ist wie das Meer, und aus Wohltaten baust
Du dir ein Schiff, damit du die Weite durchschaust.
1958 wurde das Rudaki-Museum für Geschichte und Heimatkunde in Pandschakent eröffnet. An der Fassade des Museums stehen zwei geschnitzte Wandbilder und ein berühmter Spruch von Rudaki:
Ҳеҷ шодӣ нест андар ин ҷаҳон,
Бартар аз дидори рӯи дӯстон.
هيچ شادى نيست اندر اين جهان
بـرتـر از ديــدار روى دوســـــتــان
hēč šādī nēst andar īn ǧahān
bartar az dīdār-i rō-yi dōstān
Kein' größ're Freud kennt diese Welt,
Wenn Aug' auf Freundes Antlitz fällt.