Anfänge des Gartenbaus im Nahen Osten

Kyros II. (559–529), der Gründer des großen persischen Reichs und des persischen Gartens, beförderte den Obstbau durch weise Gesetze und durch Schulgärten bei den Anstalten, in denen die Kinder der Großen seines Reichs erzogen wurden. Von Obstarten dieser Länder wurden und werden heute noch genannt: Weintrauben, Quitte, Pfirsich, Lotospflaume (Diospyrus Lotus), Pflaumen und Birnen.
Von den Gärten der Israeliten Araber, Syrer und Assyrer, kennen wir diejenigen des Königs Salomo in Jerusalem und der Königin Semiramis in Babylon.
König Salomo (1015) war ein großer Gartenfreund und zog, vielleicht zum Unterricht, Gewächse aller Art „von der Zeder bis auf den Ysop, der aus der Mauer wuchs“; in einem zweiten Garten zog man allerhand meist aus Indien eingeführte Gewürzkräuter.
Bepflanzung
In einem Garten verwendet man Nutzpflanzen (Obst und Gemüse, Küchen- und Gewürzkäuter, Heilpflanzen) und Zierpflanzen. Dazu gehören:
• Sommerblumen – Einjährige oder Zweijährige – blühen im ersten oder zweiten Jahr nach der Aussaat;
• Stauden – Mehrjährige – ziehen im Winter ein und treiben aus Wurzel, Zwiebel oder Knolle wieder neu aus;
• Gehölze – Halbsträucher, Sträucher, Bäume ( Laubgehölze und Koniferen) – sommergrüne, wintergrüne, immergrüne;
 • Kübelpflanzen – frostempfindliche Pflanzen, die im Haus oder Wintergarten überwintern müssen. 

 

Die persischen Königsgärten


Nach der Eroberung Mesopotamiens übernahmen die Perser die Gartenkultur der von ihnen 539 v. Chr. unterworfenen Baylonier und Assyrer. Auch für die altpersischen Gärten sind archäologische Zeugnisse eher spärlich. Das Meiste, was wir über diese Gärten wissen - auch ihre Beeinflussung durch die Gartenkunst der Assyrer und Babylonier - wissen wir durch die Überlieferung griechischer Historiker.
 Parádeisoi - die persischen Gärten


Xenophon berichtet in seinen Schriften: In welchen Gegenden immer (der Perserkönig) wohnt oder zu welcher er sich wendet, da trägt er Sorge, dass dort Gärten sind, die so genannten Parádeisoi, von allen schönen und guten Dingen voll, welche die Erde hervorbringen mag, und in eben diesen hält er sich die meiste Zeit auf, solange die Jahreszeit es zulässt (Oikonomikos 4,13).
 Das persische Wort „pairidaeza“ bedeutet eigentlich Umzäunung. Xenophon führte es als Wort für Garten in den griechischen Wortschatz ein, von wo es über den christlichen Kontext zum mitteleuropäischen "Paradies" wurde. Zu den persischen Parádeisoi zählten nicht nur die Gartenanlagen rund um die königlichen Paläste, wie sie schon Kyros II. (559 – 529), der Gründer des großen persischen Reiches anlegen und die Dareios I. (549 – 486 v.Chr.) vollenden ließ. Zu den Parádeisoi zählten auch die ausgedehnten Obstgärten, die für die Versorgung der Bevölkerung gedacht waren. Sie legte der König selbst an - so zumindest berichtet es Xenophon. Gleichfalls zu den Parádeisois werden die großköniglichen Wildgehege oder Jagdparks gezählt. Von einem Relief vom Apadana in Persepolis wissen wir, dass unterworfene Völker wie die Elamer für diese Löwen Tributzahlungen leisteten. Auch Wildgeflügel schmückte den königlichen Jagdpark. Dank der Verwaltungstäfelchen, die aus der Zeit Dareios I. überliefert sind, wissen wir, dass beispielsweise Pfauen zu ihrer Fütterung Zusatzrationen an Getreide erhielten.

Die Elemente des persischen Gartens
 Der persische Garten verbindet oft innere Hofgärten durch Bauwerke wie Bögen mit angeschlossenen äußeren Gärten. Die inneren Gärten sollen als Symbol für das Häusliche wirken, während die äußeren die umgebende Welt spiegeln.

Funktion des Gartens
 Eine Gartenanlage dient in erster Linie der Erholung und Entspannung. Weiters wird ein Garten als Ort der Spiritualität, sozialer Aktivitäten, früher auch als Ort eines Gelages etc. angesehen. Anders als in chinesischen Gärten kann ein persischer Garten entweder formal, d.h. der Gartenstruktur kommt eine besondere Bedeutung zu, oder mit Fokus auf der Pflanzenwelt, angelegt sein. Einige einfache Regeln der Gartengestaltung müssen erfüllt werden, um die Möglichkeiten des Gartenbaus voll ausschöpfen zu können und doch ein Maximum an Funktionalität, Struktur und Gefühlswirkung auf den Besucher zu erlangen.

Sonnenlicht
 Ein bedeutender Faktor der strukturellen Gestaltung in persischen Gärten sind das Sonnenlicht und Lichteffekte. Architekten bändigen das Sonnenlicht, indem sie Muster und Formen aus den Lichtstrahlen gestalten.

Schatten
 Aufgrund der südlichen Lage Irans sind Schattenplätze für die Gartenanlage notwendig. Während Bäume und Büsche natürliche Schattenspender sind, werden auch oft Pavillons und Mauern verwandt, um vor starker Sonne Schutz zu bieten. Versierte Architekten lassen durch Schattenspiele besondere Effekte entstehen.

Wasser
Da es neben den vielen Wäldern in Iran auch sehr trockene Gebiete gibt, kommt Wasser besondere Wichtigkeit zu. Eine Art Aquädukt tief unter der Erde, das Qanat genannt wird, bewässert den gesamten Garten. Man vermutet, dass diese Art der Bewässerung, deren Tunnel unter dem Grundwasserspiegel entlangführen, bereits mehrere tausend Jahre alt ist. Sie hat sich derart bewährt, dass sie heutzutage noch zu finden ist. Wellenartige Bewegungen, die durch wassermühlenähnliche Räder erzeugt werden, lassen das Wasser beständig an die Erdoberfläche fließen.

Der Garten selbst ist oft von Kanälen durchzogen, die durch das Radsystem den Garten durchfließen. Solche sind im Gartentypus Tschahar Bagh zu finden. Bäume werden häufig in wassergefüllten Gräben, Dschub genannt, gepflanzt, die Wasserverdunstung verhüten und schnellen Zugang der Baumwurzeln zum Wasser ermöglichen.

Gebäude
 Neben Bögen, Mauerwerk und Prachtbauten, sind in vielen Gärten Pavillons zu sehen. Deren Bezeichnung Koschk hat als Kiosk Einzug ins Deutsche erhalten.

Gartentypen
Seitdem mit dem Arabersturm der Islam nach Iran kam, wurden die Wasserwege der nach innen gewandten und immer ummauerten Variante persischer Gärten zu Zeichen der vier paradiesischen Flüsse, die Wasser und Wein, Milch und Honig mit sich führen. Dieser Gartentyp wurde durch die Verbreitung des Islams von den Gärten der spanischen Mauren bis zu den Mogulgärten in Indien oft kopiert.
Die Perser errichteten großzügige Gartenanlagen mit Seen und langläufigen Obstwiesen im Gegensatz zu den europäischen Gärten in dieser Zeit, die meist recht bescheidenen Kräutergärten der Klöster waren.
 Unglücklicherweise sind nicht viele alte Gärten erhalten geblieben. Bagh-e Schahsadeh, der seit seiner Errichtung im Jahre 1873 zum Palast des Prinzen Abdul Hamid Mirsa der Kadscharen-Dynastie führt, ist jedoch ein Beispiel dafür, dass der persische Garten insbesondere durch den Kontrast zu seiner trockenen Umgebung wirkt.

 


Hajat
Öffentliche Hajats sind klassisch angelegt mit besonderem Fokus auf Ästhetik, während die Funktion eher vernachlässigt wird. Bauwerke sind in diesem Typus von Bedeutung. Bögen und Wasserbecken ergänzen den natürlichen Wachstum des Gartens. Der Boden ist üblicherweise mit Kies bedeckt. Die Bepflanzung sind meist sehr simpel. Beispielsweise dienen einfache Baumreihen als Schattenspender.
 Private Hajats haben in ihrer Mitte oft ein Wasserbecken. Dieses dient als Mittelpunkt und Feuchtigkeitsspender für die umgebene Atmosphäre. Auch hier ist die Pflanzenwelt eher einfach gehalten.

Meidan
 Dieser öffentliche Garten legt mehr Wert auf die natürlichen Elemente als der Hajat und minimiert bauliche Elemente. Die Pflanzenarten sind vielfältig. Bäume, Büsche und Blumen sind von Gräsern umgeben. Auch hier führen Kieswege durch die Grünflächen zu Wasserbecken. Gelegentlich sützen auch Pavillons vor starker Sonne.

Tschahar Bagh
 Kyros der Große ist der mythische Gründer des Tschahar-Bagh-Typs. Diese Gärten sind privat und durch ihre Grundstruktur stark geprägt. Diese besteht aus vier Quadranten, die von Wegen oder Wasserläufen getrennt sind. In diesen Gärten ist das Verhältnis von Bauwerk und Grün ausgeglichen. Pflanzen umgeben Wasserbecken, Wege oder Kanäle. Traditionell haben Tschahar-Bagh-Gärten repräsentative Funktion. 

Park
 Der persische Park bietet der Öffentlichkeit eine reiche Pflanzenwelt. Bauliche Elemente kommen kaum vor, den die Funktion eines Parkes ist in erster Linie die Erholung. Dieser Gartentyp ist vergleichbar mit europäischen Parkanlagen.

Bagh
 Dieser Gartentyp ist dem Park recht ähnlich, jedoch meist Privathäusern zugehörig. Er dient der familiären Erholung und besteht aus Grasflächen, Bäumen, Beeten, gelegentlich auch Wasserläufen. Bagh ist vergleichbar mit europäischen Hausgärten.

Geschichte der persischen Gartenkultur
Die Anfänge der Gärten in Iran werden 4000 Jahre v. Chr. angesetzt. Bemalte Tongefäße dieser Zeit stellen möglicherweise den typisch kreuzförmigen Grundriss des späteren persischen Garten dar.
Der Garten ist wohl aus dem Verlangen der Menschen in Iran nach Grün entstanden. Diese Gärten sind die Vorläufer der modernen Gärten und wurden über die Jahrhunderte immer weiter entwickelt. Von den großen Palastgärten und Jagdgründen von Persepolis (fünftes Jahrhundert v. Chr.) bis zu den Nachtigallgärten im Teheran des 19. Jahrhunderts.
Die Ruinen des ersten persischen Gartens gehen auf Kyros den Großen zurück. Sie wurden in der Ebene von Marvdascht in Südiran gefunden. Dieser Garten hatte einen geometrischen Grundriss und steinerne Wasserläufe. Durch die Kombination von Baukunst und Grün, Kanälen und Schattenspendern legte Kyros Garten den Grundstein aller späteren persischen Gärten.
 Die Beschreibungen von Liebesszenen oder Trinkgelagen in Gärten von persischen Dichtern wie Nezāmī lassen erkennen, welche Bedeutung dem Garten zugemessen wurde. Während der Sassanidenherrschaft im dritten Jahrhundert bis zum siebten Jahrhundert und unter dem Einfluss des Zoroastrismus hatte das Wasser als Fontainen und Seen der Gärten dargestellt 

Bedeutung 

 

.
Nach dem Arabersturm wurde der persische Garten zum Symbol des islamischen Paradieses. Durch die islamische Expansion fand der persische Garten weite Verbreitung, daher verwendet man heutzutage den Begriff „orientalischer“ Garten.
 Die Invasion der Mongolen im 13. Jahrhundert verstärkte die bauliche Verzierung im Garten. Vor allem wurde Indien durch die Mogulherrschaft stark geprägt. Persische Teppiche lassen darauf schließen, wie die Gärten dieser Zeit ausgesehen haben müssen, denn sie bilden oft stilisierte Gartenmotive ab. Die Teppichumrandungen symbolisieren Grenzmauern und Wege. Die innere Teppichfläche ist meist in Viertel geteilt, die ihrerseits sechs Quadrate beinhalten. Diese sind mit Blütenmustern oder stilisierten Bäumen verziert.

 

Während der Safawidendynastie (17. bis 18. Jahrhundert) wurden Herrschaftsgärten von epischen Ausmaßen entwickelt und gebaut. Diese Gärten stellen nicht nur eine Erweiterung der Palastanlagen dar, sondern wurden zu einem ästhetischen und funktionalen Bestandteil aller weiteren Prunkbauten.
In den folgenden Jahrhunderten begann europäisches Gartendesign Iran zu beeinflussen, besonders französische Gartentypen, aber auch russische und britische Gärten wurden zu Vorbildern. Neue Arten der Bewässerung und neue Beetpflanzen sind auf den Einfluss des Westens zurückzuführen.
 Die traditionellen Gartenformen und -typen sind in Iran nicht mehr verbreitet. Sie können nur noch in Museen, historischen Orten bewundert werden. Teile der reichen Bevölkerung pflegen noch traditionelle Gärten.

 

Rezeption
Schon sehr früh gelangte das medische Wort für Garten in die jüdisch-christliche Mythologie als Bezeichnung für den Garten Eden, das Paradies. Manche Forscher glauben, den Garten Eden in Iran lokalisieren zu können.
 Das persische Konzept des Ideals eines paradiesischen Gartens auf Erden ist in den Anlagen des Taj Mahals verwirklicht. Babur führte den persischen Garten in Indien ein. Der mittlerweile nicht mehr gepflegte Garten Aram Bagh in Agra war der erste von vielen persischen Gärten, die er schuf. Taj Mahal ist einer der größten persischen Gärten der Welt.

Für die persischen Literatur, für die Kunst des Teppichknüpfens, die persische Architektur, aber auch für die persische Malkunst sind Gartenszenen typisch. Beispielsweise spielen große Teile der Liebesepen von Nezāmī in Gärten. Die Gedichte von Hafes verwenden die Gartenblumen gar als Stilmittel.
Die ältesten Beschreibungen und Zeichnungen persischer Gärten wurden von Reisenden, die den Iran aus dem Westen bereisten, angefertigt. Ibn Battuta im 14. Jahrhundert, Ruy Gonzáles de Clavijo im darauffolgenden Jahrhundert und Engelbert Kämpfer im 17. Jahrhundert. Kämpfer fertigte sorgfältige Bildnisse an und veröffentlichte sie in Europa. Sie zeigen den Gartentyp Tschahar Bagh mit einer umschließenden Mauer, rechteckigen Wasserbecken, einem Netz von Kanälen im Inneren des Gartens und Pavillons.
 Marco Polo beschrieb echte persische Gärten als Paradies bepflanzt mit den besten Früchten der Welt und von vier Kanälen durchzogen: Einen dieser Kanäle durchfließt Wein, einen Milch, einer ist mit Honig und einer mit Wasser angefüllt. 

Goethe dichtet über persische Gärten:

„Grabet euer Feld ins zierlich Reine,
Daß die Sonne gern den Fleiß bescheine;
Wenn ihr Bäume pflanzt, so sei’s in Reihen,
Denn sie läßt Geordnetes gedeihen.
Auch dem Wasser darf es in Kanälen
Nie am Laufe, nie an Reine fehlen.“
 Heutzutage ist der persische Garten unter der groben Vereinfachung „orientalischer“ Garten fast in Vergessenheit geraten. Die Stadt Freiburg im Breisgau plant jedoch einen persischen Garten in Deutschland.

Berühmte persische Gartenanlagen
Bagh-e Eram, Schiras
Taj Mahal - Niāvarān in Teheran - Saad Abād in Teheran - Bagh-e Schahsadeh in Kerman - Fin in Kāshān - Doulatabad in Yazd
 Bāghtscheh Jugh in Maku - Tschehel Sotun in Isfahan

Siehe auch
 Gartenkunst im Vorderen Orient - Paradies - Perserteppich

Literatur
 Penelope Hobhouse: Persische Gärten. Paradiese des Orients. Knesebeck, München 2005, ISBN 3-8966-0271-3.

 

 

Wikipedia

Schauen sie http://www.majidbahrambeiguy.at/gallery-galerie-galerie-negar-xane/11.html

Nach oben